Ich habe tatsächlich die Ehre und darf euch das erste Buch vorstellen und dieses ist kein geringeres als die wohl umstrittenste Neuerscheinung von E L James. Heute möchte ich euch erzählen, wie ich dieses Buch fand.
Originaltitel: Grey
Preis: € 14,99 [D]
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 620
Altersempfehlung: ab 16
Reihe: Ja
Originalverlag: Arrow / Penguin Random House UK
Verlag: Goldmann
Die Welt von Fifty Shades of Grey auf ganz neue Weise: Durch die Augen von Christian Grey. Erzählt in Christians eigenen Worten, erfüllt nut seinen Gedanken, Vorstellungen und Träumen zeigt E L James die Liebesgeschichte, die Millionen von Lesern auf der ganzen Welt in Bann geschlagen hat, aus völlig neuer Perspektive.
Klappentext
Christian Grey hat in seiner Welt alles perfekt unter Kontrolle. Sein Leben ist geordnet, diszipliniert und völlig leer – bis zu jenem Tag, als Anastasia Steele in sein Büro stürzt. Ihre Gestalt, ihre perfekten Gliedmaßen und ihr weich fallendes braunes Haar stellen sein Leben auf den Kopf. Er versucht, sie zu vergessen und wird stattdessen von einem Sturm der Gefühle erfasst, den er nicht begreift und dem er nicht widerstehen kann. Anders als all die Frauen, die er bisher kannte, scheint die schüchterne, weltfremde Ana direkt in sein Innerstes zu blicken – vorbei an dem erfolgreichen Geschäftsmann, vorbei an Christians luxuriösem Lebensstil und mitten in sein zutiefst verletztes Herz. Kann Christian mit Ana an seiner Seite die Schrecken seiner Kindheit überwinden, die ihn noch immer jede Nacht verfolgen? Oder werden seine dunklen Begierden, sein Zwang zur Kontrolle und der Selbsthass, der seine Seele erfüllt, diese junge Frau vertreiben und damit die zerbrechliche Hoffnung auf Erlösung zerstören, die sie ihm bietet?
Erster Satz
Ich habe drei Autos.
Letzter Satz
Heute werde ich sie zurückerobern.
Meine Meinung
Fifty Shades of Grey aus der Sicht von Christian? Genial! das war so ungefähr mein erster Gedanke, als ich erfahren habe, dass dieses Buch tatsächlich erscheinen wird. (Das hat E L James der lieben Stephenie Meyer voraus – ich warte nämlich immer noch!) Bestellt habe ich mir das Buch trotzdem nicht sofort, weil ich nicht das Bedürnis dazu hatte, sondern erst einen Abend bevor das Buch erschienen ist. Als ich es dann eine Woche später zum Geburstag bekommen habe, habe ich nicht sofort mit dem lesen angefangen, sondern erst einige Tage später. Und ja, ich muss sagen, dass ich mir manchmal gewünscht hätte, es nicht zu tun, sondern es einfach bei der Shades of Grey Triologie belassen hätte.
Das Buch beginnt mit einem Flashback in die Vergangenheit von Christian Grey, aber ich bin ganz ehrlich: diesen Teil hätte man auch weglassen können. Und ich wage sogar soweit behaupten, dass man auch die restlichen Flashbacks hätte weglassen können. Es waren meiner Meinung nach mehr Seitenfüller, als Verständnisstützen. Mir ist auch bewusst, dass diese Reisen in die Vergangenheit von Christian dazu gehören, weil sie eben einen Teil von ihn ausmachen und gerade den Mann erschaffen, den so viele Frauen lieben. Aber so gerne wie ich über Vergangenes lese, habe ich mir hier tatsächlich gewünscht, dass Frau James diese Teile weggelassen hätte. Man bekommt nicht den totalen Einblick in seine Vergangenheit und ich hatte das Buch über auch das Gefühl, dass nicht seine Kindheit ein Auslöser für seine dominaten, aber auch verletztliche Art ist, sondern da noch mehr sein muss. Ich habe dabei bewusst die Hintergründe, die wir aus den Shades of Grey Büchern kennen, verdrängt und mich nur auf das Buch eingelassen. Ich hätte mir hier mehr Information gewünscht, als die, dass er vom Zuhälter seiner leiblichen Mutter öfters misshandelt worden ist. Diese Information bekommen wir nämlich auch in Band 1-3. Aber bevor ich mich weiterhin an diesem Punkt aufhänge, weil ich mir nämlich das Buch nur deswegen gekauft und auch gelesen habe, möchte ich beim Stil weiter machen.
Dass Kinder nicht perfekt reden und auch sehr oft stocken, ist mir bewusst – immerhin habe ich mehrere kleine Cousinen und Cousins. Aber die Art und Weise, wie Frau James die Flashbacks geschrieben hat, haben mich schon gestört. Sie sind sehr einfach gehalten, was verständlich ist, ein Kind hat zwar ein großes Auffassungsvermögen, aber in der Wiedergabe und in der Wortgewandtheit eben nicht so ausgeprägt wie ein Erwachsener. Mich hat mehr gestört, dass es kurze, abgehackte Sätze waren. So, wie der erste Satz ist, so zieht sich das Flashback über eine halbe bis ganze Seite. Das hat mich tatsächlich tierisch aufgeregt, dass ich teilweise sogar Sätze nur überflogen habe und trotzdem nicht das Gefühl hatte, dass ich etwas verpasst habe. Ich versuche mir immer noch einzureden, dass es ein krasser Kontrast zwischen dem kindlichen und dem erwachsenen Christian sein soll – leider vergeblich.
Und da wir schon beim Stil sind, dann muss ich auch gleich anmerken, dass die Autorin wohl keine Lust hatte ganze Dialoge zu übernehmen und sich sehr oft an Sätzen wie „Ich fragte sie, ob sie etwas zu trinken haben möchte, was sie mit einem Nein quittierte“ bediente. Schade eigentlich, denn man hätte aus diesen Dialogen noch so einiges an Christians Emotionen oder Gedanken zeigen können. Anscheinend war das aber nicht so wichtig. Ebenso wurden die ganzen E-Mailverläufe eins zu eins kopiert. Die längsten gingen, glaube ich, über vier Seiten. Vier Seiten (!) nur E-Mailchatverläufe. Keine weiteren Gedanken, Emotionen oder Handlungen von Christian. So gerne hätte ich gewusst, was Christian bei manchen E-Mails gedacht hat, wie es ihm dabei ging und was er während dieser sehr langen Unterhalten per Mail eigentlich getan hat. Dass er sich danach zufriedener fühlte, reichte mir nicht. Verdammt, es ist Christian Grey! Ein Typ wie er gibt sich nicht einfach so weich und muss doch etwas mehr als nur Zufriedenheit verspürt haben.
Auch erscheint es mir sehr unwahrscheinlich, dass man in demselben Hotel absteigt, in dem die Geliebte mit ihrer Mutter ein paar Cocktails trinkt. Es ist ein schöner Übergang, aber überlegt bitte, dass solch ein Zufall einfach nicht möglich sein kann. Für mich war es im ersten Teil aus Anas Sicht kein Zufall, sondern eine verdammte Stalkingaktion. Christian ist herrisch und möchte Anastasia für sich alleine haben – Stalking passt so viel besser, als das geschriebene, dass dort ein neues Projekt von Christian hinversetzt werden soll.
Ich hatte auch das Gefühl, dass der Christian aus Grey nicht immer mit dem aus Shades of Grey übereinstimmte. In uns schon bekannten Szenen ist er nach Anastasias empfinden so viel herrischer, eifersüchtiger und angsteinflößender, dass ich beim lesen teilweise den Kopf geschüttelt habe und mir nur gewünscht habe, niemals an einen Mann wie Christian zu geraten. In Grey war das auf einmal nicht mehr der Fall. Natürlich, ich war an Christian Grey gewöhnt, aber er erschien mir zu freundlich und zu nett. Teilweise habe ich ihn belächelt und gedacht, dass man das mit ein paar ruhigen Stunden oder ein paar Stunden mit Sport wieder in Griff bekommen könnte. Auch fehlten mir hier mehr Emotionen, Gefühle, Gedanken ..
Natürlich habe ich Mrs Lincoln nicht vergessen – E L James anscheinend schon. Allerdings muss ich auch eingestehen, dass ich nicht mehr ganz sicher bin, ob sie im ersten Teil oft erwähnt wird, aber in Grey wird sie in einem Nebensatz erwähnt. Bitte, was? Greys älteste und engste Freundin wurde mit einem Nebensatz abgestempelt. Kein Nachrichtenaustausch oder Telefonat. Ich hätte vermutet, dass Grey sich gerade bei ihr ein paar Tipps holt, wie man mit einer unwissenden Sub umgeht oder jemanden sachte an diesen Sexlifestyle ranführt. Zumindest hätte ich das so gemacht, denn bislang hatte er nur ausgebildete Subs. Elena Lincoln hingegen hat ihn ja auch zum Dom erzogen – sie weiß also, wie man die unwissenden und neuen in diese Materie einführt. Warum holt er sich denn keinen Ratschlag bei ihr? So hätte er nämlich auch das Ende vermeiden können. Ich glaube selbst in Fifty Shades Freed hatte die liebe Mrs Lincoln mehr Auftritte als in Grey.
Das Ende hat mich auch ziemlich überrascht. Endet es nicht wie Shades of Grey nach der Gürtelszene, als Anastasia ihn verlassen hat, sondern an dem Tag, an dem Ana und Christian zu Josés Ausstellung fahren. Sie bezieht sich hier also schon auf den zweiten Band. Spannender hätte ich es allerdings gefunden, wenn sie nur die Stunden danach intensiver beschrieben hätte und dem ganzen sogar noch bis zu vier Seiten eingeräumt hätte.
Teilweise wirkte das Buch für mich sehr platt und lieblos. Und dieses lieblos bezieht sich nicht auf unseren traurigen Christian, sondern auf die Art und Weise des Geschriebenen, es war so unfröhlich und ich hatte manchmal das Gefühl, dass es einfach nur runter geschrieben wurde. An einigen Stellen empfand ich es sogar als langweilig und war kurz davor abzubrechen, aber fand dann doch, dass ich weiter lesen sollte.
Fazit
Ich bin sehr enttäuscht von dem Buch und ich bin immer noch der Meinung, dass man so viel mehr aus dem Buch hätte machen können. Christian ist ein Buch mit sieben Siegeln und selbst nach den drei Shades of Grey Bänden hatte ich das Gefühl, noch nicht alles über ihn zu wissen. Mit Grey hatte ich gehofft, dass man noch mehr von ihm erfährt, auch wenn es kleine Nichtigkeiten sind. Aber ich wollte überhaupt noch mehr von ihm erfahren. Mehr von seinen Gedankengängen wissen, warum tut er dieses und jenes? Weswegen macht er es nicht anders? Wie fühlt er sich? Das sind Dinge, die wir alle durchmachen und nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, aber in einem Buch sollte man für solche Gedanken Platz haben. Das hat mich sehr enttäuscht und gerade, weil es oft lieblos und platt erschien, denke ich im nachhinein, dass E L James sich dem anderen Projekt hätte widmen sollen, bevor sie sich Grey gewidnet hat. Natürlich, viele haben danach verlangt und gewünscht und sie kam diesem Wunsch nach. Aber sie kam eben einem Wunsch der Fans nach, nicht, weil sie es selbst wirklich wollte oder ihr Autorenherz wirklich für diese Geschichte schlug. Bei Stephenie Meyer warten wir seit Jahren auf eine Geschichte aus Edwards Sicht und die Hoffung ist immer noch da, dass sie dieses Buch raus bringt. Aber sie hat Abstand davon genommen und widmet sich jetzt ihren Charaktern. Das ist etwas, von dem sich Mrs James ein Vorbild hätte nehmen können. Sobald man etwas tut, weil es jemand anderes möchte und nicht mehr man selbst, dann liest man das heraus.
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