
Das Judentum und das Christentum betrachten Michael als einen der vier Erzengel; die anderen sind Gabriel, Raphael und Uriel. Umstritten war unter den Kirchenvätern die Einordnung des hl. Michael in die himmlische Hierarchie: Während Salmeron, Robert Bellarmin sowie Basilius der Große und andere griechische Patriarchen ihm den höchsten Rang unter den Engeln einräumen, betrachtet ihn etwa Bonaventura lediglich als Haupt der Seraphim, des ersten der neun Engelschöre. Nach Thomas von Aquin steht er der untersten Ordnung vor, den einfachen Engeln. Einer Legende nach entstanden die Cherubim aus den Tränen des Erzengels Michael, die er über die Sünden der Gläubigen vergoss. Der Mozarabische Ritus reiht ihn unter die 24 Ältesten ein.
In der Theologie der Mormonen hat sich der Erzengel Michael im ersten Menschen Adam verkörpert; er wird hier als Gottes Ebenbild betrachtet. Nach dem Glauben der Zeugen Jehovas ist Michael sowohl mit dem Wort Gottes identisch als auch mit Jesus. Er habe Jehova bei der Erschaffung der Welt Hilfe geleistet, später als fleischgewordener Menschensohn ein Leben ohne Sünde gelebt und sei nach dessen Opfertod in seinen ursprünglichen spirituellen Zustand zurückgekehrt. Eine ähnliche Vorstellung findet sich auch bei den Siebenten-Tags-Adventisten. Hier wird Jesus Christus trotz der Gleichsetzung mit Michael gleichzeitig als „Gott der Sohn“ und damit als Teil der Dreieinigkeit angesehen.
Der Erzengel Michael wurde gemeinsam mit anderen Heiligen, wie den hl. Georg, Sergius und Mauritius, als Patron der Soldaten und Krieger verehrt. Ebenso ist der hl. Michael auch Patron der österreichischen und der Schweizer Polizei. Er gilt als Symbol der ecclesia militans, der wehrhaften Kirche: Princeps militiae coelestis quem honorificant angelorum cives („Fürst der himmlischen Heerscharen“; wegen dieses Beinamens gilt er auch als Schutzpatron der Fallschirmjäger).
Der hl. Michael soll auch in verschiedene Schlachten eingegriffen haben:
- So wird etwa der Sieg der Langobarden von Sipontum (Manfredonia) über die griechischen Neapolitaner am 8. Mai 663 auf sein Eingreifen zurückgeführt – weshalb an diesem Tag ein in weiten Teilen der Westkirche verbreitetes, seit Papst Pius V. Apparitio S. Michaelis genanntes zusätzliches Michaelsfest begangen wird.
- Die Stadt Konstantinopel soll der Erzengel gleich zweimal errettet haben: 626 vor den Awaren und 676 vor den Arabern.
- Nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurde der hl. Michael zum Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches und später Deutschlands.
- Nach einer russischen Chronik hat sich Großfürst Dmitri Donskoi vor seiner siegreichen Schlacht gegen den Mongolenkhan Mamaj auf dem Kulikowo-Feld 1380 vor einer Ikone des „Himmlischen Führers und Archistrategen“ Michael niedergeworfen.
- Im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich spielt er eine weitere Rolle. So sah die Jungfrau von Orléans (Jeanne d’Arc) ihn in ihren Visionen, aus denen sie ihre göttliche Sendung ableitete.
Im Spätmittelalter wurde Michael gemeinsam mit dem heiligen Georg zum Patron des Rittertums und speziell der ihm geweihten Ritterorden, des Ordre de Saint-Michel (Frankreich, 1469) und des Order of St. Michael and St. George (England, 1818), berufen.
Weiter gilt der hl. Michael auch als Heilkundiger, als himmlischer Arzt und Patron der Kranken. So ließ er unter anderem laut einem Bericht des Patriarchen Sisinnios von Konstantinopel im phrygischen Kolossai, dem späteren Chonai, im 3. Jahrhundert eine wundertätige Heilquelle entspringen, woraufhin man dem Erzengel um sie herum eine Kirche errichtete. Etwa hundert Jahre versuchten die Heiden das Christentum auszulöschen, indem sie die Gebirgsbäche Lykokapros und Kouphos in die Heilquelle umleiteten, um sie zu verunreinigen und ihr somit die heilende Kraft zu nehmen. Auf die Fürbitte des heiligen Eremiten Archippos fuhr der Erzengel Michael „wie eine Feuersäule“ vom Himmel herab und spaltete einen Felsen, worauf die Wassermassen unterirdisch abflossen und hierbei zwar die frevelnden Heiden mitrissen, der Heilquelle und der Kirche aber keinen Schaden zufügten. Durch das Wunder, dessen die orthodoxe Kirche am 6. September gedenkt, wurde Chonae zum Mittelpunkt eines ausgeprägten Erzengelkults in ganz Phrygien, dessen Auswüchse das Konzil von Laodicea zu steuern versuchte. Vermutlich hat er eine vergleichbare vorchristliche Tradition um den antiken Heilgott Men-Karoi überlagert und ersetzt. Auch in Pythia in Bithynien und anderen Orten Kleinasiens gibt es dem heiligen Michael geweihte heiße Quellen.
Hallo und guten Tag,
interessant was ich heute über den hl. Michael erfahren durfte…
Beeindruckend wo dieser Heilige überall eine Rolle/andere Religionen spielt.
Wieder etwas gelernt ..Danke dafür..LG..Karin…