Originaltitel: The brightest Stars 1
Erster Satz
Jedes Mal, wenn die alte Holztür aufgeht, weht der Wind durch den Coffeeshop.
Karina Fischer (im übrigen der deutscheste Name in einem englischsprachigen Buch, den ich bis jetzt lesen durfte) ist 20 Jahre alt und Masseurin, die sich gerade erst von ihrer Familie abgenabelt hat und Flügge geworden ist. Sie denkt zu viel nach, ist eine Tagträumerin und denkt sich demzufolge auch Geschichten zu ihren Kunden oder ihren Mitmenschen aus. Sie wohnt zusammen mit Elodie, einer Französin, die der Liebe wegen in die Staaten gekommen ist, in einem kleinem Haus und arbeitet mit dieser auch in dem Massagesalon von Mali.
In eben diesem Massagesalon lernt sie schließlich auch Kael kennen, der aber anscheinend eigentlich Mikael Martin heißt, wie man im Laufe des Buches erfährt. Er ist Soldat, der gerade erst aus seinem Einsatz in Afganisthan zurückkekehrt ist und in Georgia stationiert wurde. Ob er von dem, was er während seines Einsatzes gesehen hat, traumatisiert ist, kann man nicht sagen. Oder auch ob seine Schweigsamkeit daher rührt – oder ob es einfach sein Charakter ist. Wobei ich auch sagen muss, dass er für jemanden, der mitten am Kriegsgeschehen war, wenige Dämonen mit sich herumträgt.
Die erste Verbindung zwischen Karina und Kael ist Elodie, Karins Mitbewohnerin und Ehefrau von Phillip – Kaels besten Freund. Dadurch kommt es auch, dass Kael eine Nacht bei den beiden Frauen schlafen soll. Denn ganz offensichtlich gibt es für einen zurückkehrten Soldaten keinen Platz in der Kaserne.
Es kommt dann wie es kommen muss, die beiden verbringen mehr Zeit miteinander und Kael lässt sich häufiger von Karina im Massagesalon von ihr massieren, wobei sie nie müde wird zu erwähnen, was für Muskeln er hat. Aber eigentlich möchte Karina sich nicht so richtig daten oder verlieben – es passiert dann einfach.
Neben dem, dass Karina nie müde wird seine Muskeln zu erwähnen, erwähnt sie auch immer wieder, dass Kael, der Soldat der er nun mal ist, immer Aufmerksam ist und sich nie richtig entspannen kann. Diese Angewohnheit scheint aber mit der Zeit abzunehmen, denn irgendwann äußert sich das gar nicht mehr, geht aber in Alpträume über.
Gegen Ende des Buches wird es dann komplizierter und Karina zweifelt an Kael und ihrer Beziehung, denn Karinas Vater ist die zweite Verbindung zu Kael. Denn ebenso wie dieser ist ihr Vater auch Soldat und während eines Kriegseinsatzes auch sein Vorgesetzter gewesen. Sie haben sich dementsprechend lange vor Beginn der Story kenenngelernt, aber bei einem von Karinas verhassten Dienstags-Familienessen nicht wiedererkannt.
Die dritte Verbindung zu Kael wäre dann über Karinas Zwillingsbruder Austin, denn einer seiner Freunde (Mendoza) ist mit Kael im Einsatz gewesen. Und da gibt es zwischen Mendoza, Karinas Vater und Kael eine Verbindung, da diese wohl etwas nicht autorisiertes getan haben. Dementsprechend häufig ist Kael in Mitten des Buches auch einfach manchmal tagelang nicht da oder er springt sofort, wenn Mendoza in Schwierigkeiten ist.
Kommen wir zu den Sachen, die mich an diesem Buch gestört haben.
– Der Klappentext: Er verspricht was anderes, als man als Leser bekommt. Von der No-Dating-Policy bekommt man wenig mit, außer dass Karina sich eher verhemmt dagegen sträubt um es dann doch zu zulassen. Und die elementäre Sache, dass Kael Soldat ist, fehlte auch. Das hätte an der Geschichte nichts geändert, aber ich hätte mich eher darauf einstellen können, was mich erwarten könnte.
– Kaels Aussehen: Das stört mich in dem Sinne, als dass ich es negativ bewerten will. Aber: Es ist nie Thema gewesen und wird auch nach 180 Seiten in einem Nebensatz erwähnt. Kael gehört zu den PoC, aber die Information kam einfach so spät, dass ich diese 180 Seiten lang einen komplett anderen Typ Mann vor mir gesehen habe und es schwer fand mich auf einen neuen Typ Mann einzustellen.
– Austin: Karinas Zwillingsbruder wird immer als das schwarze Scharf dargestellt und dieser meldet sich auch nur dann bei seiner Schwester, wenn er Probleme hat. Während er die ersten hundert Seiten nur erwähnt wird, taucht er dann irgendwann auf, bringt die Geschichte insofern aber auch nicht weiter, als dass er dann tatsächlich nur eine weitere Verbindung zwischen Karina und Kael ist.
Trotz der Schwere der Geschichte (oder besser gesagt, die Schwere der Grundlage) hatte die Geschichte null, aber einfach gar keinen Tiefgang und wurde so oberflächlich angekratzt, dass man denken könnte, dass Soldaten einfach ihr Leben normal weiter führen können, wenn sie gerade aus einem Einsatz kommen. Ebenso Karinas eigene Dämonen waren keine wirklich nachvollziehbaren Gründe, um manchmal so zu reagieren wie sie es eben tat.
Den zweiten Band möchte ich eigentlich nur noch lesen, weil ich wissen möchte, wie es 1. in Zukunft (also im Jahr 2018) für Karina und Kael weiter geht und 2. welche Folge Kaels übergriffige Handlung an Austin hat. Ansonsten war die Geschichte für mich so spannend wie ein Rosamunde Pilcher Film.
Für mich eigentlich auch nicht nachvollziehbar, wieso die Cosmopolitan USA Anna Todd als „größtes schriftstellerisches Phänomen ihrer Generation“ beschreibt, wenn es meiner Meinung nach wesentlich bessere Autor_innen* gibt.
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